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Zukunftsfähiges Wassermanagement

VORSCHLÄGE ZUM UMGANG MIT WASSER IN DER KLIMAKRISE
Die Veranstaltung “Zukunftsfähiges Wassermanagement – Vorschläge zum Umgang mit Wasser in der Klimakrise“ fand am 30. August 2023 an der Wiener Universität für Bodenkultur statt. Sie entstand in Kooperation mit dem Europäischen Netzwerk Justice and Environment und wurde durch Mittel der Europäischen Union finanziert. Die Veranstaltung ist Teil des Projekts DACE –Discussions and Actions on Climate and Environment, welches die Erhöhung des Bewusstseins für Klimarechte in der Bevölkerung zum Ziel hat.

EINLEITUNG
Mag.a Lisa Weinberger, LL.M., stv. Geschäftsführerin von ÖKOBÜRO, eröffnete die Veranstaltung. In ihrer Eröffnung sprach sie über die Herausforderungen beim Wasser, die die Klimakrise mit sich bringt, insbesondere über Trockenperioden auf der einen und Extremniederschläge auf der anderen Seite. Sie warf die Leitfragen auf, welche Maßnahmen zur Klimawandelanpassung bereits existieren und wie sie auf den Gewässerschutz anwendbar sind, sowie welche weiteren Maßnahmen für ein zukunftsfähiges Wassermanagement notwendig seien.

Moderatorin Nina Thüllen gab einen Überblick zu den zentralen Zielen des Workshops und stellte den Ablauf vor. ÖKOBÜRO-Umweltjuristin Sarah Kofler, BA stellte das Projekt DACE vor und bedankte sich bei den Teilnehmenden für ihr Kommen.

In dem Check-in bzw. der Vorstellungsrunde der Teilnehmenden nannten diese verschiedene Motive für ihre Mitarbeit. Genannt wurden z.B. aufgrund der regen Teilnahme aus dem Osten Österreichs die Trockenheit in verschiedenen Gebieten Niederösterreichs, aber auch Schutz der Biodiversität und der Gewässerökologie. Im Anschluss führten die Vortragenden in die Thematik der Klimakrisenanpassung auf dem Gebiet des Wasserrechts ein.

PROBLEMATIK WASSER IN DER KLIMAKRISE
Assoz.-Prof. Dr. Norbert Kreuzinger, Arbeitsgruppenleiter des Forschungsbereichs Wassergüte der Technischen Universität Wien, schilderte die
Situation des Wasserhaushalts in Österreich. Insbesondere regional gebe es Unterschiede im Wasseraufkommen, sodass gleichzeitig einige Teile Österreichs von Trockenheit, andere wiederum von extremen Niederschlägen betroffen seien. Dies führe letztendlich zu Herausforderungen im Umgang mit Wasser.

Der öffentliche Diskurs drehe sich auch hauptsächlich um die Probleme mit Trockenheit und Hochwasser. Diskurse auf fachlicher Ebene zu Zusammenhängen zwischen Gewässerabfluss und Biodiversität, den Konsequenzen der zeitlichen Verschiebung der Niederschläge sowie Nutzungskonflikten fehlten jedoch weitgehend. Eine weitere Herausforderung sei die Wassergüte von Gewässern – hier seien v.a. schwankende Gewässertemperaturen, das zunehmende Vorkommen von immer mehr unterschiedlichen Chemikalien in den Gewässern, sowie Stoffeinträge infolge von Starkregenereignissen problematisch.

Bei der Wasserbewirtschaftung hob Kreuzinger hervor, dass vernetzt gedachte Ansätze wie Integrated Water Management in Österreich bisher wenig beachtet würden. Dennoch gebe es auch Positivbeispiele für gutes Wassermanagement, etwa das Projekt Kompetenzzentrum Bewässerung (KoBe) in NÖ mit Beispielen zur effizienten Bewässerung & Maßnahmen zum Wasserrückhalt in Flächen.

Laut Kreuzinger sei der jetzige Rechtsrahmen geeignet, um Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise im Wassermanagement zu setzen. Leider sei die Umsetzung auf Gemeinden-/ bzw. Bezirksverwaltungsebene oft unzureichend, da es auch an Fachwissen mangele. Abschließend identifizierte Kreuzinger zwei Problemfelder bei der Klimakrisenanpassung: einerseits mangele es an Mut zur Veränderung - neben dem Handlungsbedarf der Behörden bzw. öffentlichen Hand fordert er auch ein erhöhtes Bewusstsein von Einzelpersonen zur Reduzierung des Ressourcen- und Verschmutzungsfußabdruckes. Andererseits sieht er auch die Wissenschaft in der Pflicht, die Bemühungen für eine gelungene Wissenschaftskommunikation zu erhöhen. In diesem Zusammenhang wies er auch auf den National Plan für Biodiversität und Wasser hin. Dessen Ziel ist es, Forscher:innen und Stakeholder:innen zu vernetzen, und Biodiversitäts- und Wasserthemen  zu integrieren.

WASSERRECHT UND KLIMAWANDELANPASSUNG
Mag.a Charlotte Vogl, Leiterin der Abteilung für Wasserlegistik und Wasserökonomie im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, wies im Anschluss an ihren Vorredner auf die regionalen und saisonalen Besonderheiten hin, die es bei der Behandlung von Wasserressourcen immer zu berücksichtigen gelte.

Eingangs erläuterte sie die Rolle des Wasserrechtsgesetzes (WRG) im Umgang mit der Klimakrise und die Anpassung an diese. Es lassen sich grob zwei Handlungsseiten unterscheiden: zum einen wird die Verfügbarkeit von Wasser in Menge und Qualität überwacht und Wetterprognosen berücksichtigt. Zum anderen wird die Verteilung der Ressource und der Schutz von Betroffenen geregelt.

Zum Schutz der Ressource Wasser werden im WRG Ziele definiert. Dazu zählen der gute Gewässerzustand, aber auch der gute ökologische Zustand der Wasserkörper. Es müssten weiters bottom-up (von Gemeinde-, Länderebene) Informationen zum Wasserdargebot bereitgestellt werden, damit top down vom Bund die Überwachung garantiert (Monitoring) und richtungsweisenden Entscheidungen getroffen werden können. Dabei brauche es zukünftig ein besseres Monitoring auf Länderebene, um mehr Daten zur Verfügung zu haben. Um Belastungen zu kennen, gibt es im WRG Instrumente, wie Wasserbücher bzw. Belastungsregister, die einen Überblick über bewilligte und theoretisch auch tatsächliche Entnahmemengen geben sollen. Zudem sollten klimasensible Gebiete benannt und dementsprechend behandelt werden.

Vogl nannte zudem Ressourcenbewirtschaftungsgrundsätze, die ihrer Ansicht nach wie folgt priorisiert werden sollten: Wasser sparen (nach dem Stand der Technik, in Kreislaufsystemen), Funktionsfähigkeit der Gewässersysteme erhalten; Vorsorgen und Verfügbarkeit von Wasser erhöhen; Gemeinsame Nutzung, sowie eine priorisierte Aufteilung bei Ressourcenknappheit.

Ausgehend von diesen Grundlagen sah Vogl folgende positive Entwicklungen sowie Defizite der Umsetzung des WRG: Das Erfordernis des sparsamen Umgangs mit Wasser sei umgesetzt (§ 13 WRG). Auch die Trinkwasserversorgung sei durch die Bestimmungen des WRG gesichert. Besonders hob Vogl die Potenziale von Regionalprogrammen hervor. Österreich sei jedoch säumig bei der Sanierung der Wasserkörper zur Herstellung des guten (ökologischen) Zustandes, die für die Einhaltung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erforderlich sind. Als weiteres Defizit nannte sie, dass der tatsächliche Verbrauch bzw. die tatsächliche Wasserentnahme schwer zu messen sei.

HARVESTING UND AUSARBEITUNG VON FRAGESTELLUNGEN
Im Anschluss an die Vorträge sammelten Moderatorin Nina Thüllen und Sarah Kofler die zentralen Themen aus, die von den Teilnehmenden zu bearbeiten waren. Als dringliche Themen wurden Extremwetterereignisse; verschwindende Oberflächengewässer und Wasserrückhalt in Fläche; Nutzungskonflikte mit Landwirtschaft und Industrie sowie Biodiversität und Gewässerschutz identifiziert.

ARBEIT IN GRUPPEN
In Gruppen arbeiteten die Teilnehmenden zu Problemen, Potenzialen und Maßnahmen zur Klimakrisenanpassung.

PRÄSENTATION UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE
Gruppe Extremwetterereignisse
Große Probleme stellen zunehmende Sach- und Personenschäden dar. Rege diskutiert wurde in Bezug auf das österreichische Hochwasserfrühwarnsystem: ein Teil der Anwesenden fand dies gut ausgestaltet, ein Teil sieht mehr Handlungsbedarf bei der Messung von lokalen Wetterereignissen. Potenziale gibt es in Maßnahmen wie Begrünung, Beschattung und Entsiegelung. Auch die Raumplanung muss an die neue Potenziallage von Extremwetterereignisse angepasst werden. Gefordert wurden Renaturierung (der Gewässerverläufe; mehr Mischwälder anstatt Monokulturen) und die Vernetzung von Renaturierungsmaßnahmen und Hochwasserschutz auch in der öffentlichen Kommunikation. Zudem forderten die Teilnehmenden eine Anpassung der Versicherungssysteme an erhöhte Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen und den Stopp der Gletscherverbauung.

Gruppe Verschwindende Oberflächengewässer & Wasserrückhalt in Fläche
Als Probleme wurden der zu rasche Abfluss von Niederschlägen und der fehlende Wasserrückhalt in der Fläche identifiziert. Problematisch ist eine fehlende Beschattung im Trapezprofil von Gerinnen, was auch den ökologischen Zustand verschlechtert. (Der Erhalt von) Drainagen, schlechte Gewässerpflege, sowie fehlende Flächen für gewässerökologische Maßnahmen stellen weitere Probleme dar. Potenziale gebe es bei der Kontrolle von Grundwasserentnahmen sowie beim Verbot von Bebauung in tief gelegenen Flächen. Zudem brauche es eine Vernetzung insb. mit Landwirten. Gefordert wurde die Ausweisung von Flächen für Gewässer in der Raumordnung, regionale Sanierungsprogramme und die Sicherung der Finanzierung von gewässerökologischen Maßnahmen.

Gruppe Nutzungskonflikte mit Landwirtschaft und Industrie
Probleme stellen die dünne Datenlage (insb. zur Grundwasserentnahme aus privaten Brunnen), die als ungünstig wahrgenommene Kompetenzverteilung, sowie „Altlasten“ aus vergangenen Jahrzenten (d.h. bestehende Maßnahmen wie Drainagen, Begradigungen, die keine Rücksicht auf den Gewässerschutz nahmen) dar. Potenziale liegen in der ganzheitlichen Renaturierung, in der Herstellung von Kostenwahrheit bei Entnahmen aus dem Grundwasser sowie eine Gesamtsystemnutzung. Diskutiert wurde auch die Rechtspersönlichkeit für Gewässerkörper und die Umsetzung der Nature Restoration Law. Die Teilnehmenden forderten die Dekarbonisierung der Industrie, umfassende Flächenentsiegelung und verbesserte Einzugsgebietsprogramme. Zudem wurde eine Änderung der Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts diskutiert: der Gewässerschutz solle aus dem Landwirtschaftsministerium ausgegliedert werden, hier bestünden zu oft Interessenskonflikte.
 
Gruppe Biodiversität & Gewässerschutz
Problematisch seien die mangelnde Kontrolle bei Entnahmen sowie lange bzw. unbegrenzte Bewilligungszeiträume. Diese müssten überarbeitet werden. Potenziale sehen die Teilnehmenden in der Bodenentsiegelung, einer wirksame Bodenstrategie, sowie in der Änderung der Flächenwidmungskompetenzen. In Bezug auf Oberflächengewässer müssten Schwerpunkte bei der Beschattung und Uferpflege gesetzt werden, auch um einer Erwärmung der Gewässerkörper entgegen zu wirken. Hierfür müsse die WRRL ordnungsgemäß umgesetzt werden und müssten Bewilligungen überarbeitet werden. Die Teilnehmenden forderten Renaturierungen und eine Bereitstellung von Flächen, die Einhaltung von Restwassermengen und eine verbesserte Durchgängigkeit von Flüssen & Bächen, etwa undurchbrochene Wasserläufe für mindestens 10km.
 
DATEN ZUR VERANSTALTUNG
Insgesamt nahmen 28 Personen an der Veranstaltung teil. Zielgruppe waren primär Organisationen und Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, doch auch Expert:innen aus der Verwaltung und Privatpersonen nahmen teil. Der Obmann des Österreichischen Bäderverbandes, Heinz Wohak, war bei dieser Veranstaltung anwesend und hat daran mitgewirkt.Von den Anwesenden identifizierten sich 14 als weiblich und 14 als männlich.
 
 
Kontakt:
Veronika Marhold, LL.M.
veronika.marhold@oekobuero.at










Mag.a Lisa Weinberger, LL. M.
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